In Beerfelden erinnert nicht nur der Brexit an Großbritannien

Biritisches Wetter und der Brexit als Thema – mehr England wie beim Fastnachtsumzug in Beerfelden geht kaum.

BEERFELDEN - Wohl dem Narren, der sein Regencape mit im Gepäck hatte. Denn zwar hörte der Regen zu Beginn des Fastnachtsdienstags-Umzugs in Beerfelden auf – aber nur, um nach 20 Minuten in Form von Graupel wieder umso stärker einzusetzen. Der guten Laune der Mitwirkenden tat dies keinen Abbruch. Lautstarkes Helau erschütterte ein ums andere Mal die Innenstadt, wo sich am Metzkeil die meisten Schaulustigen versammelt hatten. Quer durch die Stadt freilich verteilten sich weniger Besucher als üblich. Wer gekommen war, verdrückte sicher ein kleines Tränchen mit „Margrets Gymnastikfrauen“ vom TV Beerfelden: „Ein Vierteljahrhundert beim Umzug dabei“, ließen die Damen über sich wissen „und heute sagen wir Goodbye“. Auf 100 Vereinsjahre blickt der TV Hetzbach zurück, ohne ans Aufhören denken zu müssen. Er nutzte die Gelegenheit, auf die Feierlichkeiten zu seinem Jubiläum hinzuweisen.

Die Carnevalsgesellschaft CGB fuhr ganz groß auf: Großer Elferrat, Große Garde, Kleine Strolche, Kleiner Elferrat, Minimäuse, Tanzmäuse, kleines Prinzenpaar, Kleine Garde und Funkenmariechen waren neben den Dream Girls und den Wild Angels am Start, um die Zuschauer von der unschönen Witterung abzulenken. Regenponchos gab’s in allen durchsichtigen Farben. Der Elferrat in seinem großen Narrenschiff hatte alles richtig gemacht und das schützende Sonnensegel gesetzt. Dummerweise folgte danach der Brexit-Wagen der Jungen Union, der typisch englisches Mistwetter mitgebracht hatte. „England verschwindet, Oberzent verbindet“, setzten die JU-Leute auf Harmonie. Partymucke bei den „Freestylers“: Das Männerballett aus Sensbachtal brachte heiße Klänge aus dem Tal der Liebe mit.

Kamele sind derzeit des Öfteren in natura auf Deutschlands Straßen unterwegs. Die CGB-Männer der „Blutdruckmesser“ importierten ihr vermenschlichtes Höckertier allerdings direkt aus Ägypten, wohin sie auch als Mumien bei „Walk like an Egyptian“ lautstark entführten: „Die Mumie singt, das Kamel lacht – Beerfelden feiert Fassenacht.“ Überhaupt, die Tiere: Der kleine Elferrat war mit einem kompletten Zoo unterwegs wie auch verschiedene Fußgruppen der Fantasie freien Lauf ließen. Derzeit immer angesagt: Einhörner.

Der TV Gammelsbach nahm sich die fehlenden Ehrenamtlichen zur Brust und sah das Schiff schon am Untergehen. Mit Schlachtboot und Rettungsringen hatten sich die Mitglieder dafür gerüstet. Passte auch zum Wetter. „Wenn keener mei im Veroin was macht, is irgendwann Schicht im Schacht“, hieß es. Ob’s wohl Absicht war? Den „Chaostrupp“ hatte das Zugmarschall-Duo Volker Grohmann und Jürgen Rüting ganz nach hinten platziert (etwa, damit er keinen Unfug macht?). Über Marktstraße, Geißgasse, Kirch-, Jahn- und Odenwaldstraße trieben die anarchistischen Schlusslichter die Parade vor sich her zum Metzkeil hinauf, um ihn über Gammelsbacher, Neue und Hirschhorner Straße zur Alten Turnhalle zu geleiten, wo es endlich trocken wurde.

Der „Wohnwagen Rothenberg“ musste aufgrund der Witterung kurzfristig absagen, da er mitsamt der Musikanlage nicht für das regnerische Wetter ausgelegt war. Bei knapp 30 Zugnummern schätzte Sitzungspräsident Robin Hemberger die Teilnehmerzahl auf 300. Vom CGB waren alle Gruppen dabei. „Ich denke mal exakt 111 Leute“, grinste er.

 

Quelle: https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/oberzent/in-beerfelden-erinnert-nicht-nur-der-bexit-an-grossbritannien_19997972

 

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